Veränderungen in der Gehirnaktivität nach Achtsamkeitstraining identifiziert
Eine Studie des Center for Healthy Minds an der University of Wisconsin-Madison hat Veränderungen in der schmerzbezogenen Gehirnaktivität nach Achtsamkeitstraining isoliert. Diese Erkenntnisse weisen den Weg zu gezielteren und präziseren Schmerzbehandlungen.
Die Studie, die am 27. Juli im American Journal of Psychiatry veröffentlicht wurde, identifizierte spezifische Gehirnwege zur Schmerzregulation, deren Aktivität durch den achtwöchigen Kurs zur Stressreduktion durch Achtsamkeit des Centers verändert wird.
Diese Veränderungen waren nicht bei Teilnehmern zu beobachten, die einen ähnlichen Kurs ohne Achtsamkeitsanleitung besuchten. Laut Joseph Wielgosz, der die Studie leitete, sind dies wichtige neue Erkenntnisse, die belegen, dass die Veränderungen im Gehirn tatsächlich auf das Achtsamkeitstraining zurückzuführen sind. Wielgosz war während der Studie Doktorand an der University of Wisconsin-Madison und ist nun als Postdoktorand an der Stanford University tätig. Die Studie ist die erste, die schmerzbezogene Veränderungen im Gehirn durch einen standardisierten Achtsamkeitskurs nachweist, der in klinischen Einrichtungen weit verbreitet ist.
Etwa ein Drittel der Amerikaner leidet unter schmerzbezogenen Problemen. Gängige Behandlungsmethoden wie Medikamente und invasive Verfahren helfen jedoch nicht bei jedem und haben laut Wielgosz zu einer Epidemie von Suchtproblemen im Zusammenhang mit verschreibungspflichtigen und illegalen Drogen beigetragen.
Achtsamkeitstrainingskurse wie der MBSR-Kurs sind bei Patienten beliebt und zeigen vielversprechende klinische Ergebnisse. Durch die praktische Anwendung einer nicht wertenden, gegenwärtigen Achtsamkeit für Geist und Körper können die Teilnehmer lernen, mit weniger emotionaler Belastung auf Schmerz zu reagieren und eine größere psychologische Flexibilität zu entwickeln. Dies kann letztendlich zu einer Verringerung des Schmerzes führen.
Um die neuronale Schmerzreaktion zu messen, wurden die Gehirne der Studienteilnehmer gescannt, während sie einem sorgfältig kontrollierten, hitzebasierten Stimulus auf ihrem Unterarm ausgesetzt waren. Die Forscher zeichneten zwei schmerzbezogene Aktivitätsmuster im gesamten Gehirn auf, die von Tor Wager, einem Neurowissenschaftler am Dartmouth College, entwickelt wurden. Diese innovative Technik verbessert die Fähigkeit, schmerzbezogene Signale in der komplexen Gehirnaktivität zu erkennen. Veränderungen in den Signaturen können auch leichter in psychologischen Begriffen interpretiert werden.
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Zum Instagram-KanalDie Teilnehmer des MBSR-Kurses zeigten eine Reduktion in einer Signatur, die mit der sensorischen Intensität des Schmerzes in Verbindung gebracht wird.
„Unsere Ergebnisse unterstützen die Vorstellung, dass das Achtsamkeitstraining bei neuen Praktizierenden direkt darauf Einfluss nimmt, wie sensorische Signale aus dem Körper in eine Gehirnreaktion umgewandelt werden“, sagt Wielgosz, dessen Arbeit vom National Institutes of Health unterstützt wurde.
Die Studie untersuchte auch langfristige Achtsamkeitstrainings. Interessanterweise wurden bei intensiven Meditationsretreats Veränderungen in der Gehirnaktivität festgestellt, die die Einflüsse auf Schmerz indirekt formen. Dies umfasst beispielsweise Unterschiede in der Aufmerksamkeit, Überzeugungen und Erwartungen – Faktoren, die bei Nicht-Meditierenden oft zu einer erhöhten Levels des distress führen.
„Ähnlich wie ein erfahrener Sportler Sport anders spielt als ein Anfänger, scheinen erfahrene Achtsamkeitspraktizierende ihre geistigen ‚Muskeln‘ unterschiedlich in Reaktion auf Schmerzen zu nutzen“, erklärt Wielgosz.
Diese Ergebnisse zeigen das Potenzial von Achtsamkeitspraktiken als Verhaltensweise im Alltag. Die Studie ist auch für die Schmerzforschung signifikant, da sie neben den subjektiven Bewertungen der Teilnehmer auch gehirnbasierte Maße für Schmerz in einer randomisierten Studie verwendet. Schmerzforscher haben schon lange nach Möglichkeiten gesucht, den Behandlungseffekt biologisch zu messen.
„Wenn wir uns sowohl die neuronale Aktivität als auch die Erfahrungen der Patienten ansehen, erhalten wir Einblicke in die Achtsamkeit, die wir durch isolierte Betrachtung niemals gewonnen hätten“, sagt Wielgosz.
Die Forscher glauben daher, dass ihre Studie nicht nur Erkenntnisse über Achtsamkeit liefert, sondern auch ein Modell für zukünftige Forschungen darstellen kann, um die Komplexität von Schmerzen zu entwirren und letztendlich die Belastung, die sie in unserem Leben verursachen, zu verringern.