Der wissenschaftliche Berater, der während der COVID-19-Pandemie das britische Fernsehen mit nächtlichen Updates erfreute, wurde zum Wissenschaftsminister des Landes ernannt. Die Ernennung ist eine von vielen, die der neue britische Premierminister Keir Starmer getroffen hat, der nach seinem überwältigenden Sieg bei den Wahlen am 4. Juli sein Kabinett zu benennen begann.
Patrick Vallance, ein klinischer Forscher und ehemaliger Leiter von Forschung und Entwicklung bei GlaxoSmithKline, übernimmt die Rolle im Department for Science, Innovation and Technology, das während der 14-jährigen Herrschaft der Konservativen mehrere Umstrukturierungen und Minister sah.
Die Ernennung von Vallance als Wissenschaftler, der kein Mitglied des Parlaments ist und keine Ministererfahrung hat, scheint eine Premiere für das Wissenschaftsministerium zu sein. Er war seit 2018 bis 2023 der wissenschaftliche Chefberater der Regierung unter den Konservativen und prägte die Reaktion der Regierung auf die COVID-Pandemie.
Die Einstellung von Vallance ist „ein beruhigendes Signal an die breitere Forschungsgemeinschaft, dass sie tatsächlich jemanden haben, der versteht, was sie tun und die Einschränkungen“, sagt Jill Rutter, eine ehemalige Beamtin und Forscherin am Institute for Government, einem Think-Tank in London. Es gibt laut Rutter einige Präzedenzfälle für die Besetzung der Rolle mit einem Nicht-Politiker, wobei sie darauf hinweist, dass der Geschäftsführer David Sainsbury die Position während der Labour-Regierung von Tony Blair acht Jahre innehatte.
Zentrumsminister
Vallance wird unter Peter Kyle dienen, der am 5. Juli zum Minister für Wissenschaft, Innovation und Technologie ernannt wurde und einen Sitz im Kabinett, den ranghöchsten Beratern des Premierministers, hat. Kyle hatte das Wissenschaftsressort in der Schattenregierung von Labour seit September 2023 inne. Der Minister, der als Hilfsarbeiter tätig war und einen Doktortitel in gemeinschaftlicher Wirtschaftsentwicklung hat, wird wahrscheinlich von der industriellen Forschungsgemeinschaft begrüßt werden. In einem Beitrag auf X bezeichnete der ehemalige konservative Wissenschaftsminister George Freeman Kyle als „nicht einer der alten Linken – sondern ein dynamischer modernisierender zentristischer Reformer“.
Das vollständige Minister*innenteam des Department for Science, Innovation and Technology muss noch bekannt gegeben werden. Chris Byrant, der zuvor Schattenminister für Kreativwirtschaft und Digital war, wurde zum Juniorminister im Ministerium ernannt. Bisher wurde Chi Owurah, eine langjährige Schattenministerin im Team für Wissenschaft, Forschung und Innovation, noch keine Rolle zugewiesen.
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Neben Vallance hat Starmer auch andere externe Expert*innen in Ministerposten berufen. Der Unternehmer und Vorsitzende der Wohltätigkeitsorganisation Prisons Reform Trust, James Timpson, wird Justizminister, und Richard Hermer, ein Anwalt mit Expertise im internationalen Recht und Menschenrechten, wird Generalanwalt, der oberste juristische Berater der Regierung. Da sie nicht als Mitglieder des Parlaments gewählt wurden, werden sie alle in das House of Lords, das Oberhaus des britischen Parlaments, erhoben, was es ihnen ermöglicht, als Minister*innen zu fungieren.
Ein „großer Pluspunkt“ bei der Berufung von Expert*innen ausserhalb der Politik ist, dass sie weniger wahrscheinlich sind, auf der Suche nach höheren politischen Ämtern zu sein, sagt Rutter. Vallance „wird nicht nach einer Beförderung in ein anderes Amt suchen und auf eine Umbesetzung hoffen“, sagt sie.
Die Berufungen von Expert*innen spiegeln die Maßnahmen der früheren Labour-Regierung von Premierminister Gordon Brown wider, die Nicht-Politiker in einige Ministerien, darunter das Gesundheitsministerium, berief, um ein „Regierungsteam aller Talente“ zu installieren, sagt Kieron Flanagan, ein Wissenschaftspolitikforscher an der Universität von Manchester, UK.
